Mittwoch, 1. Mai 2013

Im Auge des Gesetzes

Gestern war einer dieser Tage, an denen man sich fuehlt wie in einem Vladimir-Kaminer-Buch. Oder in einer Komoedie, einer Komoedie mit wirklich viel wirklich schwarzem Humor.

Paul und ich waren Pizza essen gegangen zum Mittag. Und waehrend wir so sassen, sagte mein Kind ploetzlich "Da wird ein Auto abgeschleppt, das aussieht wie unseres." Sehr richtig. Absolut identisch. Denn es war unseres.
Ich stuerzte nach draussen und wurde von einem vergnuegten Mann empfangen, der mir erklaerte, dass der Parkplatz zwar direkt hinter dem Pizzaladen liegt, aber dem grossen gelben M nebenan gehoert. Und weil das grosse gelbe M scheinbar nicht genug Kunden hat (ueber 99 Milliarden, wie auf einem grossen Schild vorm Eingang steht), hat es kein Problem damit, Anwohner abschleppen zu lassen, sollten sie dreist genug sein, Pizza statt Burger zu waehlen. Ja, zugegebener Massen stand da auch ein Schild, wie ich nun bemerkte.

Da sich Christian in einem geheimen Meeting befand, rief ich Kathy an, die mich schon bald abholte, um mich zum Autohof zu fahren, wo ich dann meinen VW freikaufen wollte. Weil aber ein Unglueck selten auf einmal kommt, wurden wir nach 2 Querstrassen von der Polizei gestoppt, die nicht zufrieden damit war, dass a) Kathy 10 Meilen/Stunde zu schnell unterwegs war, b) sie keinen Autoversicherungsnachweis bei sich trug und c) mein Kleinkind auf meinem Schoss fuhr. Ganz tief beugte sich der sonnenbebrillte Polizist durch das geoeffnete Fenster, schaute mir streng ins Gesicht und fragte "Madame, denken Sie, dass das eine sichere Art ist, Auto zu fahren?" Natuerlich dachte ich das nicht. Aus genau diesem Grund haben wir auch vor 2 Jahren den sichersten Autositz der Welt fuer eine halbe Monatsmiete aus Schweden importieren lassen. Genau diesen Autositz mit zugehoerigem Auto wollte ich nun dringend und schnellstmoeglich wiederhaben, weshalb ich also ohne Sitz und Auto unterwegs war. Der Polizist wiegte bedenklich den Kopf und beriet sich lange Zeit mit seinem Kollegen. Schliesslich liessen sie uns mit gefuehlten 37 Verwarnungen los, und ich dachte, dass ich die groessten Huerden nun genommen haette.

Auf dem Autohof konnte ich aber nicht beweisen, dass das Auto auch tatsaechlich zu mir gehoert. Schon ueberkorrekt angesichts der Tatsache, dass es mir am hellichten Tag sozusagen unter dem Hinter weggeschleppt wurde und nun nicht herausgegeben, weil es ja sein koennte, dass es gar nicht meins sei - Besitz des Schluessel beweist uebrigens gar nichts.
Die im Auto befindliche Versicherungskarte war abgelaufen, eine Registrierung war auch nicht dabei und die Absurditaet hatte ihren Hoehepunkt, als ich gefragt wurde, ob ich beweisen koenne, dass ich das Auto gekauft habe. Natuerlich kann ich das nicht, ich darf ja weder eine SSN haben, noch ein Bankkonto, noch alleine ein- oder ausreisen und schon gar nicht ein Auto kaufen! Mein Mann, der das haette klaeren koennen, sass gerade unerreichbar in einem Meeting irgendwo auf der Quadratkilometer grossen Airforce-Base.

Nach einer ganzen Weile, die wir in der brennenden Sonne auf einem Autohof am absoluten Ar*** der Welt mitten der in Wueste verbracht hatten, erklaerten sie sich endlich bereit, mich gehen zu lassen.
Eventuell gehoert es zum Geschaeftsmodell, die Kunden so zu zermuerben, bis sie sich aufrichtig freuen und bedanken, ihr Auto wieder zu bekommen?

Gelernt:
-dass grosse M ist teuflisch
-wenn man der groesste Kindersitzstreber ist, wird man eines Tages garantiert in dem Moment erwischt werden, in dem das Kind nicht im Kindersitz sitzt
-ein Auto ausgehaendigt zu bekommen, das man nicht gekauft hat, ist gelinde gesagt schwierig.


Liebe und erschoepfte Gruesse!

1 Kommentar:

  1. Hi Steffi, euer Abenteuer hört sich ja wirklich böse aber toll beschrieben an. Ich mußte jedenfalls beim Lesen dauergrinsen. Viele Grüße an dich und die deinen - Jutta

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