Donnerstag, 24. Mai 2012

Mit Kind in der Wüste...


(Warnung: Für alle, die kinderlos oder nicht mit uns verwandt sind, ist der nächste Eintrag vermutlich hinreichend langweilig)


Guten Abend,

bei uns ist es jetzt 20.30 Uhr und ich sitze am Hotelpool, während Christian und Paul noch ein paar Runden in selbigem drehen.

Gestern Abend ist Christian von einer 2tägigen Konferenz aus St. Louis wiedergekommen. Paul und ich waren also zum ersten Mal so lange „alleine“, die Zeit ging aber dank der sehr breit gefächerten Freizeitangebote und der bereits geknüpften Kontakte zu anderen Familien mit Kindern schnell und vergnüglich rum.

Darüber, wie wir hier den Kleinen bespaßen, hatten wir uns im Vorfeld viele Gedanken gemacht – denn was macht man eigentlich den ganzen Tag, wenn man nicht draußen rumhängen kann?

Zwischen 11 Uhr und 16 Uhr können zumindest wir europäische Weicheicher uns draußen nicht aufhalten, weil es heiß (teilweise deutlich über 30°C) und trocken ist und die Sonneneinstrahlung sehr stark ist.
Dafür gibt es aber drinnen viel mehr zu erleben, als man es sich als gebührtiger Ilmenauer je hätte erträumen können ;-)

Pauls absoluter Favorit ist das Explora Science Museum, ein großes Kindermuseum mit Stationen zum Experimentieren. Dies allerdings völlig ohne Bildungshintergedanken, sondern einfach zum Spaß haben und Erleben.
Es gibt riesige Kugelbahnen, Springbrunnen, an denen man einzelne Wasserstrahlen selbst steuern kann, einen Segelflugsimulator, einen Riesenseifenblasentisch (in den Paul schon zur Hälfte reingefallen ist), ein Sofa mit Wärmebildkamera, dunkle Aquarien und Terrarien mit Taschenlampen zum Reinleuchten usw.

Letzte Woche waren wir im Rio Grande State Park, einem Streifen naturbelassenen Landes an dem Fluß entlang, der durch Albuquerque fließt. Und wie es sich bei 35°C und solarienmäßiger Sonneneinstrahlung gehört, hatte die Stadt vor einen Teich mit Originalökosystem ein klimatisiertes Gebäude mit Panoramafenstern gesetzt :-)
Dort saßen wir nun mit einer neuen Freundin, ihrem Kind in Pauls Alter und die Kinder haben 1,5 Stunden lang die niedlichen Schildkröten beobachtet, die aufeinander kletternd immer auf der Suche nach einem besseren Sonnenplatz waren.

Aber auch ohne Eintritt zu bezahlen, können wir zwei uns gut beschäftigen: im Buchladen gibt es eine große Holzeisenbahnstrecke, im Zoogeschäft eine Hundetagesstätte mit Glaswand (dort steht Paul dann bis zu einer Stunde und erzählt die drolligsten Geschichten über die Hunde – wer mit wem verwandt ist, wer bald einschläft, welcher Hund in Wirklichkeit eine Mullekatze ist...) und in meinem Lieblingssupermarkt sogar Einkaufswagen in Kindergröße.

Ihr seht schon, wir werden zu richtigen Stubenhockern ;-)
Dafür ist es aber abends ab 19 Uhr so angenehm warm und mild, dass wir nach Christians Feierabend immer noch draußen sind. Besonders schön wird das wohl, wenn wir endlich unser Häuschen beziehen und dann bis zum Schlafen gehen im Garten sitzen können.
Dieses Wochenende ist der Umzug geplant, wenn nichts schief geht, kommt unser nächstes Update also schon aus dem neuen Haus!

Liebe Grüße bis dahin

Steffi

Donnerstag, 17. Mai 2012

Wird schon alles irgendwie

Jetzt ist der letzte Eintrag schon eine Woche her - seitdem hat sich hier viel getan.

Anfangs sah alles gar nicht gut aus. Erstens sollte erwähnte notariell beglaubigte Übersetzung des deutschen Führerscheins 10 Tage dauern und knapp 300 $ kosten und zweitens akzeptierte die Führerscheinbehörde unsere Wohnnachweise nicht, sie wollten nämlich einen 1 Monat alten Kontoauszug von einem amerikanischen Account. Tja, den kann man schlecht auftreiben, wenn man erst seit 3 Tagen Kunde der Bank ist ;-)

Am Freitag, als ich mich schon für die nächsten Wochen hier im Hotel festsitzen sah, rief unser Autohändler leicht irritiert an und erkundigte sich, weshalb wir die 2 Autos, die wir gekauft hatten, nicht abholen würden. Und nach Schilderung unseres Problems und einigen Stunden Telefoniererei hatte er tatsächlich eine Versicherung gefunden, die uns beide ohne US-Führerschein und mich ohne SSN versichert! Dieses unwahrscheinliche Ereignis wurde gleich von einem ebensolchen begleitet und es gewitterte und schüttete für 2 ganze Stunden hier in der Wüste.

Christian und ich besitzen nun zwei identische dunkelgraue VW Jetta, und Paul und ich können nun unter der Woche Albuquerque unsicher machen.

Am Montag begann Christians erste Arbeitswoche. Als Ausländer hat er eine rote Karte um den Hals hängen, die allen signalisiert, dass er nur die geringste Vertrauensstufe genießt und u.a. momentan auch noch den Zugang zu einem großen Rechner verwehrt, den er gut für sein Projekt brauchen würde.
Abgesehen davon (und das ist auch keine persönliche, sondern eine patriotische Diskriminierung ;-)) gefällt ihm der Arbeitsplatz und die Kollegen gut und es ist herrlich, dass er jeden Tag zwischen 17.30 und 18.00 Uhr heimkommt und dann Zeit für uns drei ist!
 Das war in den letzten Jahren anders, Feierabend per se gab es nie. Jetzt baden wir abends im Hotelpool, fahren zu unserem Häuschen, gehen essen und haben viel Spaß zusammen.

Apropos Häuschen: Der Mietvertrag für das Traumhaus, von dem ich schrieb, ist unterzeichnet und wir hoffen übernächstes Wochenende einziehen zu können. Der 28. ist hier auch irgendein Feiertag, so dass wir dann 3 freie Tage hintereinander haben, um Gepäck, Katzen mit Tranportboxphobie und in der Zwischenzeit angesammelten Schrott rüberfahren zu können.

Im Garten haben wir schon gewerkelt - das macht Paul großen Spaß - und einen Rosmarinbusch, 2 kleine Feigenbäume und Blaubeeren gepflanzt.
Drinnen ist es im Moment noch nicht ganz so gemütlich, liegt vermutlich an den Überresten der Mottenplage (die sterben aber jetzt alle bei der Hitze) und daran, dass es noch keine Möbel gibt, die müssen wir dringend anfangen zu bestellen.

Paul und ich treffen während Christians Arbeitszeit andere Mamas, gehen ins Aquarium, laufen durch die Mall (ein riesiges Gebäude mit vielen einzelnen Geschäften, einigen Essgelegenheiten und einer Menge Platz für bewegungsfreudige Kinder) und verbringen Stunden im Hotelpool, den Paul sehr liebt (ich bei den momentan etwas zu ausgedehnten Badezeiten von 3 Stunden am Tag weniger).

In den letzten Tagen ist es sehr heiß geworden. Heute hatten wir 34°C, das ist schon recht warm - Christian hingegen geht langärmelig zur Arbeit, denn dort werden sie auf 20°C gekühlt.

Jetzt beansprucht mich wieder der kleine Mensch, also bis bald!


Liebe Grüße

Donnerstag, 10. Mai 2012

Bürokratiewahnsinn oder Hauptsache kein Ausweis

Hallo,

Wir haben nun nach den vielen Annehmlichkeiten hier wie zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten rund um die Uhr mit Wagenein- und Auspacker im Supermarkt, ständige Verfügbarkeit von Trinkwasserbrunnen, durchweg äußerst hilfsbereiten und kinderfreundlichen Mitmenschen und sehr billigem Restaurantessen Bekanntschaft gemacht mit den weniger glatt laufenden Seiten des amerikanischen Lebens.

Diese basieren scheinbar alle auf einem einzigen Grund: dem Nichtvorhandenseins eines Ausweises.
Statt also bei Telefonkauf und Autoverleih schnell den Perso zu zücken, muss man sich mit anderen (stets mehreren) Papieren ausweisen.

Unerlässlich dafür ist die Social Security Number (eine Art Rentenversicherung). Leider hat nur Christian eine bekommen, da Personen, die als Begleitung von seinem Visumstyp reisen, keine zugeteilt werden darf. Das bedeutet aber auch, dass ich keinen Bankaccount haben darf, und ohne Bankaccount und SSN ist es nicht möglich, hier größere Anschaffungen zu machen oder Verträge zu unterzeichnen.

Insgesamt 7 Stunden haben wir bis jetzt im Autohaus verbacht. Wenn Christian nämlich am Montag zur Arbeit fährt, hänge ich ohne eigenes Auto hier fest, und das heißt richtig fest ;) Zu Fuß zum nächsten Park ist man um die 1,5 Stunden unterwegs. Ein Mietauto haben wir ja. Das darf ich aber nicht fahren, weil ich nicht 25 bin. Ein eigenes Auto kann ich nicht mieten, weil ich keinen Bankaccount habe. Wird langsam irre, oder?

Nach 3 Terminen im Telefonladen haben wir nun endlich 2 Handys mit Vertrag. Um die zu kaufen, benötigt man natürlich, man ahnt es schin, eine SSN. Da diese aber nicht auf einem Lichtbildausweis steht, braucht es noch einen anderen Nachweis, dass man hier wohnt - einen Mietvertrag oder eine Gasrechnung. Wie befreiend es ist, dass es keine Ausweise gibt! Eine Gasrechnung stets zur Hand haben zu müssen, ist doch deutlich unkomplizierter.

Jetzt kommt mein Lieblingsthema, der Autokauf:
Im VW-Haus wurde uns gleich begeistert vorgeschlagen, einen neuen Jetta zu leasen, was nicht wesentlich teurer wäre als gebrauchte Autos zu kaufen. Nachdem wir erklärt hatten, dass wir kein Credit Rating (auch sehr wichtig, es gibt die Kreditwürdigkeit an, also wir gut man bis jetzt Kredite in den USA abgezahlt hat) haben, verschwand unser Autoverkäufer Kevin (hier sprechen sich alle mit Vornamen an) eine Weile, kam mit angesäuertem Gesichtsausdruck zurück und versuchte uns sogleich davon zu überzeugen, wie wunderbar doch Gebrauchtwagen wären. Es stellte sich heraus, dass Leasing durch Ausländer ohne Credit Rating (ganz schlechte Kombination) sehr aufwändig wäre und das Autohaus das lieber vermeiden wollte.
Nach einigem Hin und Her und der Erwähnung, dass wir tatsächlich ZWEI Autos brauchen, willigten sie ein und wir verbrachten viel, sehr sehr viel Zeit damit im Autohaus, im Auto und auf den Parkflächen rumzuhängen und zu warten, Telefongespräche mit meinem Papa (der hat ein gutes Credit Rating ;)) zu führen und dutzende Formulare auszufüllen.
Irgendwann gestern Nachmittag warteten wir mal wieder auf das Feedback irgendeines Managers und saßen mit Chips und Kaffee in der VW-Lounge und haben uns mit Kevin über unsere Haustiere unterhalten :D

Die Autos sind nun soweit, dass wir sie mit nach Hause nehmen könnten. Es gibt nur ein klitzekleines Problem, nämlich die Autoversicherung. Für die braucht man nämlich einen New-Mexico-Führerschein. Und für den braucht man, man ahnt es schon, eine SSN. Zumindest, wenn man ihn innerhalb von weniger als einem Monat erwerben möchte. Christian ist also zu einer Führerscheinstelle gegangen, die gegen Geld und bei Vorhandensein einer SSN innerhalb von einer Stunde einen Führerschein ausstellt, wenn man den schriftlichen Test wiederholt. Dort forderten die Angestellten aber eine notariell beglaubigte Übersetzung des deutschen Führerscheins...

Im Moment hoffen wir ganz sehr, dass ein US-Führerschein für unsere Versicherung ausreicht. Das konnte uns die Dame von der Versicherung nicht genau sagen. Falls nicht, muss ich als Nicht-SSN-Habende in einem staatlichen Führerscheinbüro einen Termin machen, die werden aber erst ab Mitte-Ende Juni wieder vergeben. - bis dahin wäre ich hier, ohne fahrbaren Untersatz, wirklich unbeweglich.
Aber nicht die Hoffnung verlieren :)

Die letzten Tage sind wir um 7 aufgestanden und gegen 10 ins Bett gefallen, dazwischen waren wir nur unterwegs und haben versucht, Fuß in der amerikanischen Bürokratie zu fassen. Das wird noch wie Urlaub sein, wenn Christians Arbeit beginnt und er nur von 8-18 Uhr unterwegs ist!

Liebe Grüße an euch alle, und seid nicht böse, dass wir uns im Moment nicht bei einzelnen melden, wenn wir alles geregelt haben, wird das nachgeholt!

Montag, 7. Mai 2012

Hallo Welt

Hallo ihr Lieben,

jetzt wollen wir doch mal unseren Blog starten (sonst wird das nie was ;-)).

Am Freitag sind wir mit einem Tag Verspätung in Albuquerque angekommen. Der Flug hat allen Erwartungen zum Trotz super mit Paul geklappt. Er hat von den 48 Stunden Reisezeit zwar fast alle 39 Stunden, in denen er nicht schlief, mit dem iPad verbracht, dafür hatten wir aber ein sehr stilles und flugkompatibles Kind, was sowohl für uns als auch die Mitreisenden angenehm war.

Als wir Donnerstag Abend in Chicago ankamen, hat es dort gewittert und gehagelt, und so wurde unser Flug gestrichen und wir in einem Hotel einquartiert.
Paul wachte dort am nächsten Morgen (naja, um 2 Uhr) auf, lief strahlend durch das nicht übermäßig komfortable Zimmer und rief "Meine neue Wohnung! Meine neue Wohnung! Opa baut für mich meine neue Wohnung mit Hammer!" (?? Liebe Opas, ist das ein Insider?)
Gegen Mittag konnten wir weiterfliegen. Das war für Steffi ein besonderer Nervenkitzel, denn das Flugzeug war klein und das Anschnallzeichen leuchtete die ganze Zeit - um es mit Pauls Worten zu sagen: "Flugzeug wackelt doll".
Nach 2,5 aufregenden Stunden landeten wir und sahen den absolut wolkenlosen, riesigen Himmel, der uns die nächsten Jahre begleiten wird.

Er scheint tatsächlich viel größer zu sein als in Deutschland. Zum einen gibt es nur an einer Seite eine Bergkette, zum anderen sind die Häuser sehr niedrig. Wenn man an einer Seite der Stadt auf einer leichten Erhöhung steht, kann man fast 100km weit auf entfernte Berge blicken, das ist beeindruckend.

Da wir nach den vielen Wochen des Umherreisens in Deutschland, dem Auszug und unseren Übergangschlafstätten (die alle wunderbar waren) nun doch langsam wieder ein Zuhause haben wollen, machten wir uns gleich am Samstag auf Wohnungssuche.

Nachdem die ersten beiden Häuser totale Reinfälle waren - eines lag am Ende einer 3km langen unbefestigten Straße auf einem Berg und war innen verfallen, das andere in einer Gegend, die man wohl als unsicher bezeichnen könnte (sie war heute Morgen in den Nachrichten, weil es eine Schießerei zwischen Drogendealern gegeben hat) - haben wir im dritten Anlauf gleich unser Traumhäuschen gefunden:

Wir hatten es auf einer Internetseite anonym inseriert gesehen und dem Verwalter eine Mail geschrieben. Die Antwort darauf kam von dem Mann, der Christian vorschlug nach Sandia zu kommen, wenn das kein Zeichen ist.
Es liegt in einer sehr ruhigen, sicheren Gegend, hat 180qm uuuuuund....
einen sehr großen (1 acre) Garten mit 3 Pferdeställen! Und es gibt sogar Gras, das ist hier schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Mittelfristig wird dann wahrscheinlich noch jemand in Garten einziehen ;)


Jetzt ist Christian unterwegs und besorgt unsere Social Security Number; hier gibt es keine Personalausweise und die SSN ist das Ausweis-Ähnlichste.
Etwas absurder Weise braucht man für einen Bankaccount eine Adresse, für eine Adresse einen Mietvertrag, für einen Mietvertrag einen Bankaccount, mal sehen, wie wir das lösen.

Wir freuen uns auf viele Leser und vielleicht sogar ein paar Kommentare?
In späteren Posts werden auch Bilder folgen, die übersteigen momentan aber die Möglichkeiten unserer Internetverbindung.

Liebe Grüße