Mittwoch, 8. Mai 2013

Wieviel Nerven in einem Brief von uns stecken

Viele von euch bekommen regelmaessig Post von uns. Da ist dann meistens eine bunte Krakelei mit Stickern und ein paar Zeilen von mir drin. Ganz nett, danke, aber alle Zeit der Welt haben die Trotts sicher nicht dafuer investiert. Uns wurde auch zugetragen, dass die Briefe nicht alle Aufhebe-Wert haetten und eher zur kurzeitigen Erheiterung dienen. Aha. Dann hier mal eine Geschichte darueber, wieviel Arbeit und Nerven tatsaechlich in so einem Briefchen stecken. Zur Erheiterung.

Nachdem man alle Huerden des tatsaechlichen Briefeschreibens erfolgreich gemeistert hat (Welche Huerden? Habt ihr noch nie mit Kleinkind einen Brief geschrieben? Eigentlich sind das ja Lappalien.
Zum Beispiel genuegt nur mein deutscher Fueller den Anforderungen eines echten 3jaehrigen Briefeschreibers an einen guten Stift. Und zwar nur mit voller, neuer Tintenpatrone. Halbleere Patronen sind fuer Anfaenger-Schreiber wie mich. Wenn mein Kindchen dann meinen Stift dreimal mit Gaensehautgeraeusch ueber das Papier gezogen hat und dabei trotz durchaus genuegend Krafteinwirkung kaum mehr als einen hauchduennen, 2mm langen Strich hinterlassen hat, verkuendet es, dass das genug der Kunst sei und der Brief abgeschickt werden kann. Jetzt bitte vielen Dank an mich, dass ich das so nicht abschicke. Das waere mal ein Brief zum Wegschmeissen!
Stattdessen setze ich all mein paedagogisches Talent ein, um ihn zu einem Wachsmalstift und Stickern zu ueberreden. Da mich mein Kind gut kennt und weiss, wie sehr ich in so einem Moment eine vollendete Zeichnung wünsche, hilft es mir diplomatisch beim Erreichen meines Zieles. "Ich male ein gruen Stift, dann kriege ich eine Schoko, okay? Wenn ich keine Schoko kriege, laufe ich weg." Da dies wie ein guter Deal klingt, kaufe ich also je einen gruenen, roten und blauen Strich fuer 30g eingeschmuggelte Rittersport. Tschaka.
Endlich kann der Brief in den Briefumschlag wandern! Nun nur noch eine kleine Diskussion darueber, ob die Adresse auf dem konservativen oder einem modernen Platz landet. Ich gewinne, weil ich schreiben kann und die laengeren Arme habe), muss man nur noch die Briefmarke kaufen.


Die Briefmarke nach Deutschland kann man nicht einfach so am Automaten kaufen. Dafuer muss man sich in die endlose, ewig stillstehende Schlange am Postschalter anstellen.
Am Montag war es mal wieder soweit. Ich hatte zwei Kinder dabei, nennen wir sie P. und L.
Als ich die Post betrat, standen nur zwei Personen in der Schlange. Was fuer ein Glueck! Was fuer ein ausgesprochenes Glueck! Ob das Karma ist, dass ich so ein Glueck habe? Gutes Karma macht gutes Karma. Vielleicht, weil ich so eine gute Mutter bin. Gute-Mutter. Mutter. Muttertag!
Ohje, es ist bald Muttertag. Zum Glueck gibt es Muttertagskarten gleich neben der Schlange. Die ist ja heute nicht so lang!
Nachdem ich voller Hingabe Muttertagskarten fuer die naechste Runde froehlichen Briefe-Spasses ausgesucht habe, ist mein Platz in der Schlange besetzt. Der Platz dahinter auch. Vorahnungsvoll wandern meine Augen zum Ende der Schlange. Es ist sehr weit entfernt.
Die naechste halbe Stunde verbringe ich mit Warten. Zum Glueck wird es nicht langweilig, da P. und L. Gefaengnis spielen. Das bringt nicht nur mich, sondern auch die anderen Anwesenden auf neue Gedanken. Die brauchen sich jetzt naemlich nicht mehr ueber das Anstehen aergern, sondern einfach ueber die Kindern, die ihnen versehentlich in den Allerwertesten rennen.

Schliesslich - nur noch ein Meter Diskretionsabstand und der jetztige Kunde trennen mich vom Postbeamten.
"Brauchen Sie lange?", fragt mich die Dame hinter mir. Sie moechte die Halsbaender fuer ihre Hunde zurueckschicken, es sind die falschen. "Sicher nicht", sage ich hoeflich. Und wenn ich den Rest des Tages mit dem Postbeamten redete, verdient haette ich es mir.
Dann nickt letzterer mir zu. Wir haben es geschafft.
- "Mama, ich muss kacken. Es haengt schon raus."
Egal, jetzt werden die Briefmarken gekauft. Ich oeffne schwungvoll meine Handtasche und stelle fest, dass das Portemonnaie im Auto liegt. Kein Problem, wer es bis hier schafft, schafft alles. "Steffi, ich muss dringend pullern."
Ich renne mit den Kindern an der Hand zum Auto, schnappe das Geld und rase nach drinnen. Die Hundehalsbaender-Dame wirft mir einen boesen Blick zu. Ich kaufe die Briefmarken und frage nach einer Toilette. "Wir haben keine oeffentlichen Toiletten im Postbuero." Oeffentlich! Ich habe in dieser Post mehr Zeit verbracht als im Wohnzimmer meiner Mutter. Doch beim Kacken hoert der Spass mit der Post auf.
Ich stopfe die Kinder ins Auto und rase ueber den Parkplatz zum Fastfood-Restaurant nebenan. Ob man hier oeffentlich pinkeln darf? Egal.
Ich reisse die Toilettentuer auf. Es gibt nur ein einziges Klo.
P. muss gross, L. muss klein, also geht L. zuerst. Geschafft, fast geschafft. Jetzt wird alles gut.
L.: "Ich habe mich geirrt, ich muss doch gross." P.: "Es haengt schon raus, Mama."


...

Die Briefe werden gefaelligst eingerahmt! Alle!!!


Liebe Gruesse,

1 Kommentar:

  1. wie wahr, wie wahr und doch so witzig und unterhaltsam beschrieben. Ich war dabei! D.O.

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