Mittwoch, 19. Dezember 2012

"Der kleine Paul wartet an Gate 18 auf Wilder Tiger..."

Kinder können verloren gehen auf Flughäfen. Besonders, wenn man irgendwie 7 Stunden Aufenthalt totschlagen muss. Daher üben wir mit Paul für den Notfall:

"Wie heißt du denn?"
-"Ich bin Paul."
"Wie heißt deine Mama?"
-"Mami!"
"Noch andere Namen?"
-"Mama?"
"Okay, wie heißt dein Papa?"
-"Wilder Tiger."
"Ach Paul...kannst du denn sagen, wo du herkommst?"
-"Ich komme aus Mamas Bauch."

Das sollten wohl genug Informationen sein, um ihn bei einer Durchsage zu erkennen: "Paul aus Mamas Bauch wartet am Gate auf Wilder Tiger."
Ziemlich unverwechselbar.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Wie Max eigentlich zu uns kam

Da diese Woche nichts passiert ist außer einer Menge (noch geheimer) Weihnachtsbastelei, langen Abenden vor der Heizung und ausgiebiger Plätzchenproduktion, kommt hier also endlich mal die Geschichte von uns und Maxwell.


Heute mal ohne schöne Bilder - wehe, einer lacht! Hundefotografie ist echt schwer!
(Wer entdeckt das Kind?)

Als wir gerade in unser neues Haus eingezogen waren, zog in meinem Kopf auch jemand ein: eine nagende, ständig präsente Angst vor Einbrechern. Dass wir uns nicht wirklich in Gefahr befanden, war mir bewusst, aber nachdem ich bislang nur in Wohnungen (und dort in oberen Stockwerken) gewohnt hatte, erschien es dem nicht-objektiven Teil von mir geradezu töricht fahrlässig, nachts nur durch eine abgeschlossene Tür von allen möglichen Verbrechern der Dunkelheit getrennt zu sein.
Ein Hund wäre so schön gewesen - ein treuer Begleiter, der mich verteidigen würde, der bellt, wenn sich jemand dem Haus nährt und vor meinem Bett schläft.
Und obwohl der beste Ehemann von allen eigentlich nicht noch mehr Haustiere haben wollte (damals hatten wir noch nichtmal Hühner, so ändern sich die Maßstäbe ;)), willigte er um unser aller Seelenheil willen ein und wir gingen ins Tierheim, um uns nach dem perfekten kinder- und katzenlieben, Einbrecher-beißenden, gefährlich aussehenden, nicht zu aktivem Hund umzusehen.


Schwarzer Hund passt gut zu schwarzem Mantel.



Unsere erste Wahl fiel auf Flora.
Genau genommen erfüllte Flora nur eins der oben stehenden Kriterien: sie war nicht aktiv.
Flora war ein 9jähriger, magerer und fast völlig kahler Dobermann, der dem Tierheim von einer anderen Tierschutzorganisation gegeben worden war. Die andere Organisation hatte Geld dafür bezahlt, dass das Tierheim Flora nimmt.
Sie war sehr groß, sehr dünn, sehr alt und sehr zerbrechlich. Ich hätte sie gerne genommen, allerdings fanden sowohl wir als auch die Tierheimmitarbeiter, dass Paul ein bisschen zu viel Aufregung für sie sein könnte.

Als nächstes sahen wir Luca. Luca war schwarz, alt, und hatte eine kahle Schwanzspitze, weil er jedes Mal voller Hoffnung mit seinem Schwanz wedelte, wenn Besucher an seinem Zwinger vorbei liefen.
Luca war kinder- und katzenerprobt und für sein Alter sehr fit und gesund.
Zwei Tage später fuhren wir mit Luca nach Hause - und tauschten seinen Namen gegen Maxwell ein.

Zwei Männer, die sich verstehen!
Wenn wir etwas machen, dann ja so richtig (zum Beispiel unser langweiliges Leben mit einem Kind erfrischen, den Wohnort wechseln und Geburtstag feiern), und so legten wir uns ein Buch zur Hunde(körper)sprache zu, kauften Geschirr statt Halsband und eine nicht dehnbare statt einer Rückziehleine (man merkt den Hang zur alternativen Erziehung auch beim Hund) und haben mittlerweile den best erzogenen Hund in der Nachbarschaft. War ganz einfach! Wer Kleindkind kann, schafft großen Hund locker.

Ich und auch Paul sind mittlerweile begeisterte Spaziergänger, heute waren wir schon über 2 Stunden unterwegs. (Ob das eine Alterserscheinung ist oder am Hund liegt? Vor 2 Jahren noch wäre ich nicht Sonntag um 8 Uhr aufgestanden, weil die Luft dann so schön frisch ist...)

Sonntagmorgenspaziergang.


-Der nächste Eintrag dann wohl aus Ilmenau-
Liebe Grüße!

Sonntag, 9. Dezember 2012

Die lieben Nachbarn

So realitätsfern manche Stereotypen des Durchschnittsamerikaners auch sein mögen (doch, sie können kochen; ja, sie machen Sport; nein, nicht alle fahren Jeeps), einige erfüllt er doch.
Darunter: Das ausgiebige Nachbarschaftsleben.

In Ilmenau kannten wir von den 9 anderen Parteien, mit denen wir uns das Haus teilten, ca. die Hälfte mit Namen. Diese hatten wir meist bei eher unfreudigen Ereignissen erfahren (Treppensturz des alten Herren nebenan, Schelte von der Hauswärtin, weil wir den Briefkasten zu selten leerten usw.).
Vor diesem Hintergrund hätten wir uns schon gefreut, wenn es hier weder den Bedarf an Krankenwagen noch Mahnungen bzgl. der Post gibt (die gab es jedoch tatsächlich, und zwar vom Briefträger persönlich, aber das ist eine andere Geschichte) und wir ansonsten in Ruhe gelassen werden.
Da hatten wir aber unsere neighborhood unterschätzt!

Schon vor unserem Einzug, als ich mit Paul an einem Nachmittag im Garten werkelte, kam unser Nachbar vorbei und stellte sich vor. Er fügte hinzu, dass er nun aufhören würde, sein Auto in unserer Einfahrt zu parken, wenn wir den Stellplatz brauchen. Da sie zwei Autos haben, hatten sie bis jetzt eines auf ihrem und eines auf unserem Grundstück geparkt.
(Logisch.)

Einige Zeit später, wir wohnten schon im Haus, sah ich den lieben Nachbarn an unseren Mülltonnen werkeln.
(Was macht man in so einem Moment? Ist das Teil der amerikanischen Nachbarschaftskultur? Ja, denn...)
Seine waren schon voll gewesen, daher hatte er kurz in unseren nachgeschaut, und es war noch Platz. So hat er fix seinen Müll bei uns mit reingesteckt, okay?
(Natürlich.)

Kurz vor den Präsidentschaftswahlen tauchten mit einem Mal viele Wahlschilder in den Gärten auf. Auch wenn wir nicht wählen dürfen, ohne hochkant aus dem Land geschmissen zu werden (in der Hinsicht war Australien deutlich kulanter! Die haben mir sogar eine schriftliche Einladung zur Wahl geschickt), wollten wir gerne ein Statement machen und die kleine blau-rote Flagge mit dem O aufstellen.
Nur, wo herbekommen?

Ich lief zu einem anderen Nachbarhaus, das in seinem Garten eine Demokratenwerbung hatte. Die Bewohner hatten nicht nur ein Schild für mich übrig, sondern luden Paul und mich vor lauter politischer Nachbarschaft-Loyalität gleich noch auf eine Hausführung, Popcorn und Kürbissuppe ein.
(Am Wahltag verschwanden mysteriöser Weise alle Obama-Schilder in der Straße - nun ja, das hat der Gegenseite auch nichts genutzt.)

Sehr, sehr wichtig sind die regelmäßigen Nachbarschaftstreffen.
Vor einiger Zeit fand das jährliche Sicherheitsmeeting statt. Was in anderen Gegenden seine Berechtigung hat, war für unsere eher lächerlich: die einzigen kriminellen Beanstandungen waren eine eingeschlagene Autoscheibe und Raser.
Um den fehlenden Nervenkitzel auszugleichen, war eine Polizeibeamtin zur Beratung gekommen (sie sagte, man lebt schon in einer guten Nachbarschaft, wenn es keine Drogenprobleme gibt) und ein Feuerwehrmann samt Löschauto.
Damit niemand den Spaß verpasste, wurden wir mit freundlichem Nachdruck von Zuhause abgeholt "Oh, hattet ihr nicht mitbekommen, dass das Treffen losgeht? Kommt schnell!" Widerstand zwecklos.
(Gegen die Raser wurde der Beschluss verabschiedet, dass - auf freiwilliger Basis - jeder ein "Slow down Albuquerque"-Schild [in etwa "Mach langsamer, Albuquerque"] in seinen Vorgarten stellt. Das war aber selbst für Hardcore-Nachbarn zuviel des Guten, weshalb die Streberschilder bis jetzt nur in 2 ausgewählten Gärten zu sehen sind.)


Aber wir wären ja nicht die Ausländer, wenn wir nicht wenigstens ab und zu ein Fettnäpfchen mitnehmen. In folgendem Fall war es leider eher ein Fettsee.

Rechts von unserem Haus lebt das vorbildlichste Ehepaar der amerikanischen Vorstadtgeschichte. Er Steuerberater, Sie Langzeithausfrau mit großem Hang zum Perfektionismus. Ihr Garten sieht aus wie das Vorzeigeprojekt eines Landschaftsgestalters, ihr Haus ist jederzeit absolut aufgeräumt bis zur letzten, nur scheinbar wie zufällig (tatsächlich mit Hingab ausgerichteten) herumliegenden Zeitung.
Als ich die Frau des Hauses einmal voller Bewunderung ansprach, entgegnete sie lachend, sie sei schon viel weniger pingelig - früher wäre sie Besuchern mit Lappen hinterhergelaufen, um Fingerabdrücke zu beseitigen...

Nun waren Paul und ich eingeladen, um den Nachmittag mit der Nachbarin und ihren beiden Enkelinnen zu verbringen (die ich im Übrigen noch nie nackig oder dreckig erlebt habe - ist das genetisch?)
Wie immer habe ich mir größte Mühe gegeben, ohne Fußabdrücke zu hinterlassen über die dicken Teppiche zu wandeln, nichts anzufassen, nicht zuviel von der gerade dezent genug bedufteten Luft einzuatmen und überhaupt möglichst keine Spuren meiner physikalischen Existenz in ihrem Haus zu verbreiten- als sie mir ein Glas mit Wasser und Eiswürfeln brachte.
Ich ging damit nach draußen und das Unheil nahm seinen Lauf: Paul kippe mein Glas um.
Immerhin auf den Rasen, aber dennoch: Um ein neues Getränk zu bitten kam mir angesichts der mich umgebenden Perfektion so stümperhaft vor, dass ich, so gut es ging, einen Teil der dreckigen Eiswürfel wieder einsammelte und den Rest verstecken wollte - doch wo? Im hinteren Teil des Gartens lag eine kleine Kindergießkanne aus Plastik. Das perfekte Versteck.
Dann rutschte Paul aus, verletzte sich blutig am Knie und ich war lange genug abgelenkt, um der Nachbarin Zeit zu geben, mein Glas mit den dreckigen Eiswürfeln zu finden. Sie trug es ohne Kommentar weg und brachte mir ein neues mit einem leicht irritierten Lächeln und den Worten "Hier hast du ein frisches."

Und dann - dann sagte ihre Enkeltochter "Oma, bring mir die Gießkanne!"
Der Boden tue sich bitte unter mir auf. Oma geht durch den Garten, hebt die Gießkanne hoch und sieht, was unser Nachbarschaftsverhältnis nun einschlafen lassen wird: Die Deutsche hat, am Ende des Gartens, unter der Plastikgießkanne der Kinder, Eiswürfel versteckt.
Der darauf folgende, an mich gerichtete Blick ist mit Worten nicht beschreibbar.

Ich wünsche euch ein allzeit reges Nachbarschaftsleben!
Liebe Grüße,

Samstag, 1. Dezember 2012

Es weihnachtet sehr!

Den 1. Dezember hatten wir heute, das wäre schon ohne Kind ein Grund zur Besinnlichkeit; mit eigener Familie aber bedeutet es: Hardcore-Vorweihnachtsstimmung!

Bestandsaufnahme der Plätzchenformen.

Und das leckere Ergebnis.

Weihnachtskrippe.

Weihnachtslieblingsmusik :)

Wir sind die einzigen, die sich in ihrem Weihnachtsfeeling  noch etwas von den (nach ilmnauer Maßstäben) frühsommerlichen Temperaturen und den herbstlichen Bäumen beeinflussen lassen - die Einheimischen betreiben die Adventszeit mit der schon von Halloween bekannten Inbrunst.


Weihnachtsstimmung draußen: mittelmäßig...

...bis nicht vorhanden.
Und ein Steffi-Bild für Coco!

Jedes Haus unserer Straße ist mit vielen Metern Lichterketten dekoriert, in den Vorgärten stehen leuchtende Weihnachtsmänner und Rentiere, und, für uns am erstaunlichsten: den Weihnachtsbaum stellt die amerikanische Familie schon am Wochenende nach Thanksgiving, also Ende November, auf. Das war uns dann doch etwas zu weihnachtlich, und diesen Brauch werden wir bis auf weiteres nicht übernehmen ;-)

Zwei Adventskalender-Karten von meinen beiden liebsten Briefeschreiberinnen!

Die trottsche Weihnachtspost - diesmal auch noch an die, die uns nicht schreiben - das probieren wir nächstes Jahr nochmal, gell?

Heute Abend hatten uns unsere Nachbarn eingeladen, um mit ihnen zur Weihnachtsparade der Stadt zu kommen.
Eine Straße in der Stadtmitte (gewisser Maßen die Hauptstraße des Yuppie-Szene-Viertels) war abgesperrt, und als es dunkel wurde, zogen Schulen, städtischen Einrichtungen, Vereine auf verschiedensten Fahrzeugen und allerlei lustiges Volk umher - alles unter dem Motto: Hauptsache weihnachtlich!

Jesus-Umzugswagen
(die Bilder sind leider alle etwas verschwommen, aber zu lustig, um sie nicht zu zeigen).

Umzugswagen-Umzugswagen.

Künstlicher-Wasserfall-Geschäft-Umzugswagen.

Weihnachtliche Minipferde <3

Abfall-Weihnachtswagen.

Und zum Abschluss ein Lustigauto (das ist ein sehr alter Familieninsiderwitz).

Einen schönen ersten Advent und
Liebe Grüße!

Montag, 29. Oktober 2012

*Hängt die Kürbisflagge raus*


Kürbisfahne am Nachbarhaus.

Einige Wochen vor Halloween wird die USA zum Kürbiswunderland.
Was dem Deutschen der Spargel, ist dem Amerikaner der Kürbis. Genauer gesagt, seine Kürbisse. Schneewittchenkürbis und Butternuss, Spaghettikürbis, Schnitzkürbis und kleine bittere Zierkürbisse.
Vor jeder Kaufhalle, an den Straßen, im Baumarkt und auch einfach so mitten in der Stadt gibt es riesige Kürbisstände, damit auch niemand leer ausgehen muss.


Kürbisauswahl vor unserer Lieblingskaufhalle.






Überlebensgroßes Kürbismodell für alle, die es ganz genau wissen wollen.
 

Kürbis ist momentan das universale Nahrungs- und Dekorationsmittel. Kürbiskäsekuchen (übrigens sehr viel besser, als der Name vermuten lässt), Kürbismilchkaffee, Kürbiskekse, Kürbis-Erdnussbutter-Schokolade, Kürbismüsli, Kürbisbier, Kürbisbrotaufstrich, Kürbishandtücher, Kürbisautoschmuck und Kürbistischdecken versüßen jedem Amerikaner die Halloweenzeit.

Frühstück mit Kürbisduftkerzen!
Meine ganz persönliche Auswahl an Kürbiskuriositäten - Kürbispfannkuchen-Mix, Kürbishaferflocken und Kürbiskaffeesahne.

Für das traditionelle Süßigkeiteneinsammeln in der Nachbarschaft am Mittwoch Abend steht für Paul bereits der obligatorische Kürbiskorb bereit und ein großer geschnitzer Kürbis wartet auf seinen Einsatz.

Kürbisnebenwirkung...


Kindermesser-Kürbisschnitzer.


Unsere Nachbarn haben uns übrigens auf eine Schüssel Kürbissuppe eingeladen...


Kürbis-Resteessen für die Hühner.


Kürbiszeit heißt Spaß für alle!

Liebe Grüße!

Freitag, 19. Oktober 2012

Herbstzeit

Vor zwei Wochen ist Sabine wieder heimgefahren und schon in etwas über einer Woche bekommen Besuch von den nächsten Großeltern. Und dann ist ja schon fast schon Weihnachten - aber erst mal haben wir noch ein paar Wochen Herbstwetter.

Herbst ist hier eigentlich gar nicht so schlecht. (Wie bisher auch alle anderen Jahreszeiten, das ist aber auch keine Kunst, wenn man sein Leben lang in Ilmenau gelebt hat.)
Wir haben immernoch Kurze-Hosen-Wetter am Nachmittag, es regent nie und die Sonne scheint, nur nachts wird es so richtig kalt. Und da Energie hier schön billig ist, sind die Häuser auch nur mit einer grundlagenden Isolierung ausgestattet - so sind wir diese Woche einmal zu frischen 14°C aufgewacht. Drinnen, versteht sich.

Kürbistest im Wandschrank mit Taschenlampe statt Teelicht.
Der Kürbis war übrigens eines Tages vor unserer Tür aufgetaucht, das ist ein Zeichen für hohe Beliebtheit in der Nachbarschaft. Das hat uns natürlich geschmeichelt und nun verteilen wir auch kleine Geschenke vor den umliegenden Häusern.


Deshalb drehen wir morgens die Heizung auf und spielen, lesen und basteln im Haus und versuchen dann ab Mittag, den Garten irgendwie auf den Winter vorzubereiten. Das ist eine kleine Herausforderung, wenn man gerade erst mit dem Gärtnern begonnen hat und die Hälfte des Grundstücks von 2,5m hohen Unkräutern überwuchert ist.


Doch mit Heckenschere (ich) und Küchenschere (Paul) bewaffnet sind wir immer wieder mutig ausgerückt und nun sieht es zumindest schon an der Stelle, die am dichtesten bewachsen war (so dicht, dass nicht mal der Hund und die Hühner dort durch gekommen sind...), so aus:

Im Hintergrund die Solaranlage unserer Nachbarn. Dafür (und für ihre Tipps zur Hühnerhaltung) liebe ich sie. Denn sie sind die einzigen unserer Bekannten, die Solarenergie benutzen - der normale Strom ist ja so schön billig...

Den Abfall haben wir ganz elegant in die Pferdeställe am linken und rechten Bildrand entsorgt. Jetzt hoffen wir, dass dieser sich über den Winter selber zersetzt.

Einen Kompost zu haben ist hier schon eine größere Angelegenheit. Alles auf einen Haufen schmeißen und auf Fäulnis warten klappt nicht, weil es einfach zusammentrocknet und für ewig so liegen bleibt.
Letzte Woche haben wir eine Familie besucht, die das Kompostabenteuer nach langen Überlegungen gestartet haben, und uns deren Kompost angesehen. Er ähnelte einem überdimensionalen Sarg, der in die Erde eingelassen war und Türen in alle Richtungen hatte. Außerdem muss er wöchentlich gewässert werden und irgendwann, mit viel Glück, wird der Bioabfall dann eventuell zu Erde. Eventuell, denn besagte Familie wartet auch noch.

In Petras grünem Strickpollunder :)

Liebe Grüße!

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Gastbeitrag: Alltag bei Trotts

Nomen est omen - und wo "Alltag" draufsteht, muss auch Alltag drin sein. Deshalb poste ich jetzt die Gastsicht auf den Alltag von Trotts.

Wochentags klingelt der Wecker gegen sieben, Christian macht sich auf den Weg zur Arbeit, und Steffi und Paul stehen mehr oder weniger zeitverzögert auf, je nach Pauls Tatendrang. Die Sonne scheint praktisch IMMER, das ist für mich als Thüringerin auch nach zwei Wochen noch zum Staunen.

Eine beliebte Morgenbeschäftigung für Paul ist es, zu Fuß und mit Kinderwagen (für alle Fälle und plötzliche Fußschwäche) zum nächsten Supermarkt zu laufen. Maxwell freut sich wie ein Schneekönig, wenn er mitgehen darf. Eine kleine Begebenheit im Supermarkt, die mich erstaunte: Ich hatte 20 Dollar 15 Cent zu zahlen, legte einen 20-Dollar-Schein hin und kramte nach passenden Münzen für die 15 Cent. Die Kassiererin sagte freundlich etwas zu mir, klappte ihre Kasse zu und wollte gehen. Ich sagte ihr, dass ich die 15 Cent noch suche und sie diese bekommt. Die Antwort war wieder freundlich "okay", aber wieder wandte sich die Dame zum Gehen. Ich rief Steffi zurück, die mich vollends verwirrte, als sie ebenfalls sagte "ist okay, wir können gehen". Die Auflösung sieht so aus: Was sind schon 15 Cent, die Kassiererin wollte nicht warten, in der Zeit kann sie schon wieder was anderes arbeiten. Na, das ist was für das deutsche Genauigkeitsgemüt!

Ein typischer Vormittag könnte dann so aussehen, dass Steffi mit Paul einen Ausflug macht, z. B. in den botanischen Garten. Dort gibt es nicht nur Pflanzen, sondern auch eine Thomas-Spielzeugeisenbahn, die per Kinder-Knopfdruck losfahren kann. Das ist natürlich was für die vielen Kinder, die man dort mit ihren Müttern trifft - und auch für Paul. Er schätzt dann ab, ob er an einem der Bedienknöpfe zum Zuge kommt oder ob die anderen Anwärter doch größer und stärker sind. Wenn Steffi Glück hat, steht er dort länger - dann gibt es auch eine Mutterpause.

Garten, Haus und Tiere brauchen tägliche Zuwendung. Gar nicht so leicht, das mit einem mobilen Kleinkind zu managen!
Abends, wenn Christan nach Hause kommt, ist Familienzeit. Paul hält manchmal so lange durch, dass seine Eltern gleichzeitig mit ihm ins Bett fallen.
Gute Nacht!

Coco

Auf dem Weg zum Supermarkt. Steffi schiebt den Kinderwagen (nicht im Bild), Paul führt den Hund. Das klappt schon gut - über kleine Strecken - insbesondere, weil Maxwell sich sichtbar Mühe gibt, alles richtig zu machen.

Botanischer Garten: Die Eisenbahn




Botanischer Garten: Teich mit Enten
Nachmittagsspaziergang. Zum Glück mit Kinderwagen, denn das Ende des Weges war sehr weit entfernt.
In einem großen amerikanischen Supermarkt. Die Regale wie bei IKEA bis an die Decke, Großpackungen für 20-köpfige Familien und natürlich entsprechend dimensionierte Einkaufswagen.
Spät am Abend, wenn Paul endlich schläft, kann Christian was für große Jungs spielen ...

... und Steffi ihre Garderobe aufpeppen.


Montag, 1. Oktober 2012

Gastbeitrag: Felszeichnungen im Rinconada Canyon

Im Westen Albuquerques beginnt gleich neben der letzten Straße die Wüste. In ein paar Meilen Entfernung befinden sich einige Vulkane, die zum letzten Mal vor ca. 200.000 Jahren aktiv waren. Diese haben Lavabrocken ausgespuckt, und auf denen haben die Vorfahren der Pueblo-Indianer und eingewanderte Mexikaner ihre Zeichnungen hinterlassen. Die Zeichnungen sind 400 bis 700 Jahre alt und deshalb für U.S.-amerikanische Verhältnisse "prähistorisch".

Wir sind gestern für zwei Stunden in diesem Gelände herumgelaufen, haben die Felszeichnungen gesucht, gefunden und bewundert, hatten zuwenig Wasser dabei (es war wirklich heiß!), haben eine Eidechse, Vögel und sogar zwei Hasen gesehen (wovon ernähren die sich hier?) und schließlich auch wieder zurück zum Auto gefunden. 

Mehr noch als die Felszeichnungen hat mich die Landschaft fasziniert. Sand, Steine, Felsbrocken, vertrocknete Gräser und vertrocknete Sträucher, flimmernde Luft. Keine Kakteen - ich hatte den Eindruck, für die ist es zu trocken hier.

Paul ist erstaunlich schwungvoll marschiert, viel länger als ich erwartet hatte, ist aber dann mit Steffi und Maxwell im "Basislager" zurückgeblieben, und nur Christian und ich sind bis ans Ende des Weges gelaufen.

Gleich hinter der letzten Straße beginnt die Wüste. Wir sind nur ca. 200 Meter vom Parklatz entfernt.

Maxwell ist dankbar für jeden Ausflug. Er freut sich so, dass selbst Wasser nebensächlich wird - sehr praktisch in der Wüste. (photo: Paul Trott)
Christian klettert mit Paul zwischen den Lavabrocken.


Felszeichnungen

Steffi, Paul, Maxwell und der Rucksack bleiben im Basislager.

Felszeichnungen am Ende des Canyons
Am Ende des Canyons
Blick vom Ende des Canyons nach Albuquerque; im Hindergund die Sandia Mountains
Schön war's!
Coco


Samstag, 29. September 2012

Gastbeitrag: Sandia Peak

Im Nordosten von Albuquerque befinden sich die Sandia Mountains, ein Gebirgszug von bis zu reichlich 3000 Metern Höhe. Ich habe ihn schon als Wetterscheide kennengelernt: Über Albuquerque scheint die Sonne, über den von fast überall sichtbaren Bergen brauen sich die Wolken zusammen, und dann regnet es maximal auf der anderen Seite des Kamms, aber nicht in Albuquerque. Deshalb unterscheidet sich auch die Vegetation auf beiden Seiten so sehr. Karg und wüstenähnlich auf der Albuquerque-Seite, mittelgebirgsähnlich auf der anderen.

Breite Straße, blauer Himmel, und hinten die Berge.
Heute sind wir mit der drittlängsten Luftseilbahn der Welt, der Sandia Peak Tramway, nach oben gefahren.

Es gibt nur zwei Stützpfeiler für 1164 Meter Höhenunterschied.
Auf 3163 Meter NN angekommen, galt es, eine schwierige Entscheidung zu fällen: Relaxen an der Bergstation, Mini-Spaziergang in der Nähe der Bergstation oder furchtbar anstrengende Zweimal-45-Minuten-Wanderung zum höchsten Punkt des Gebirgszugs - noch einmal 100 Höhenmeter nach oben?

Sollen wir dorthin laufen - auf diese Spitze, die so unendlich weit entfernt ist?
Schnell bildeten sich zwei Parteien - die Jungen (< 25 Jahre) und die Alten (> 25 Jahre). Die Alten waren für Laufen, die Jungen für Relaxen. Schon wurde eine Trennung des Teams erwogen, um allen gerecht zu werden. Da sagte ich zu Paul: "Papa und ich, wir laufen jetzt los." Paul sagte "Okay" und stiefelte los. Und so stellten wir uns gemeinsam dieser Herausforderung, jeder nach seinen Kräften.

 
Los geht's!


Auf der Hälfte des Hinwegs.
Manche Expeditionsteilnehmer hätten sich lieber den schönen Seiten des Lebens zugewandt.
An dieser Raststelle konnten wir unser Ziel schon deutlicher sehen: eine aus Stein gebaute Hütte am höchsten Punkt der Berge. Noch ein bisschen hoch und runter, links und rechts, über Wurzeln und Steine steigen, Paul von einem Arm zum anderen reichen, und dann hatten wir es geschafft.

Geschafft - wir sind am Ziel ...

... und haben eine phantastische Fernsicht.

Zurück zur Seilbahn liefen wir den nun schon bekannten Weg ein wenig schneller, mit einem Kuchen im Tal vor unserem inneren Auge.

Coco