Montag, 3. Februar 2014

Eimereien.

Etwa vor einem dreiviertel Jahr began Paul, jeden Spielbesuch sofort in unser 
Schlafzimmer zu führen, um dort zu "kochen".
Genau bedeutete das, dass er und sein Date eine wilde Mischung aus Flüssigkeiten
und Spielzeugen in einem gerade greifbaren Behälter mixten. 
Kinderküchenabwaschbecken, Hundewasserschalen, echtes Geschirr, nichts war 
vor ihnen sicher.
Wenn ich Glück hatte, handelte es sich bei besagten Flüssigkeiten nur um Wasser. 
Bei großem Pech um eingeweichtes Popcorn oder Erdbeeren. Mittelgut waren Duschbad 
und Säfte.
 
Da schöne Dinge am meisten Spaß machen, wenn man sie oft tut, holte Paul vor 
einer Weile einen großen Eimer aus der Garage und stellte ihn neben der Badewanne 
auf, um darin eine ständige Kochung zu verantalten, auch ohne Besucher. Es hatte 
etwas vom Olympischen Feuer, also ohne Feuer und mit Ekel: ein immerwährender, 
niemals versiegender Siffeimer.
 
Ich beobachtete Paul, wie er Wasser, Bodenwischmittel und Kinderzahnpasta in den 
Eimer kippte. 
Da viele Informationen auch zu viele Informationen bedeuten kann, schaute ich 
lieber schnell weg.
Ein vorsichtiger Blick später zeigte eine trübe Suppe, in der Legosteinchen und 
Küchenpapier schwammen. Es duftete dezent nach dem Vanille-Billigshampoo, mit dem 
wir die Hunde waschen.
 
Nun darf Der Eimer natürlich nicht schnöde weggestellt werden.
Jeder derartige Versuch wurde uns von Paul sofort mit ohrenbetäubenden Geschrei 
verleidet, und da wir milde, friedliebende Eltern sind, gaben wir auf.
So steht er nun da, neben der Badewanne; es scheint einem Außenstehenden wohl, 
als würden wir mit ewiger Magen-Darm-Grippe stets darauf vorbereitet sein wollen, 
spontan reinzukotzen. 
 
 
 
 
 
Gestern badeten Paul und ich zusammen. Als Multitaskingmutter wusch ich nicht nur 
mich, Kind und Wanne, sondern ließ zur gleichen Zeit eine Anti-Stress-Maske 
einwirken. 
Paul bot an, mir beim Abwaschen zu helfen, ja gerne doch. Ich schloss genußvoll 
die Augen, hörte ihn von herumhantieren und spührte dann etwas Weiches, Kaltes 
im Gesicht. Moment, wieso kalt? Das Wasser in der Wanne (also, eigentlich ist 
das ja ein Whirlpool, aber da die ganze Geschichte eher un-edel ist, habe ich 
ihn auf Wanne ge-downgraded) war sehr warm? Und was ist das Weiche?
Stolz präsentierte Paul meinen schreckgeweiteten Augen, was gerade meine ehemals 
zarte Haut gewaschen hatte. Der Inhalt des Eimers.
 
--An dieser Stelle muss ich meinen höchsten Respekt für die Küchenrolle Bounty 
aussprechen. Obwohl Bounty ungezählte Tage im Eimer verbrachte, hatte es sich 
nicht zu einem Teil der Masse zersetzt, sondern war reißfest, formstabil und 
saugfähig genug, um als Gesichtstuch verwendet zu werden. 
Bounty for the win.--
 
Nun wünschte ich mir doch, ich hätte hingesehen und wüsste, was im Eimer 
gewesen war. Entkalker? Kloputzmittel? Rohrreiniger? Das unverwüstliche Bounty 
roch nach Billig-Vanille. Ein aggressives Putzmittel würde man hoffentlich 
riechen? Ist das so wie mit Erdgas, dass giftigen Putzmitteln Gerüche zugesetzt
werden zur besseren Unterscheidung? Falls das Kind mal alle zusammen in einen 
Eimer kippt und man sich durch eine Reihe von Zufällen mit dem Endprodukt im 
Gesicht wiederfindet?
 
Nun, die Haut ist noch dran. Der Eimer steht noch.
Und heute Abend hörte ich Paul auf der Toilette Christian erklären 
"Nein, das Papier muss in den Eimer! Ich brauche das Papier noch für meinen 
Eimer! Das Klopapier muss in den Eimer!"
 
Ööööörks.
Und an alle, deren Kinder nicht zwischen 3 und 5 sind, meinen herzlichen 
Glückwunsch, ihr habt ja keine Ahnung, was wirklich eklig ist.
 
Liebe Grüße!
 
 

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